Wer kennt sie nicht, die Gerichtsdarstellungen mittelalterlicher Kathedralen? Die Zeiten, in denen grässliche Fratzen uns Furcht einflößten, sind Gott-sei-Dank längst vorbei. Und doch spricht die Bibel vom Jüngsten Gericht. Nicht nur wegen der Opfer, denen zu Lebzeiten kein Recht widerfuhr, ist der Gedanke unverzichtbar. Wer gerichtet wird, wird neu ausgerichtet auf den Weg der Barmherzigkeit und der Liebe. Das kann schmerzhaft sein. Aber, so vermittelt dieser vorletzte Sonntag im Kirchenjahr, es ist auch eine Erlösung für uns und alle, die unter unserem Tun leiden. Denn es bringt ans Tageslicht, wie wir eigentlich sein sollten: heil und gut. Christen können mit der ganzen Kreatur auf dieses Gericht hoffen, denn sie wissen um die Freundlichkeit ihres Richters. Von dieser Erwartung her können sie auch ihr Leben heute barmherziger gestalten.